Carillon

gut situierte Dame

So könnte eine gut situierte Siedlerin / Bürgerin aussehen.

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Chemise oder Leibhemd: gesprochen „Schemiis“. Ein Leinenhemd, das die Kleidung schützt und das Tragen einer Schnürbrust angenehm macht. Das Hemd ist zumindest bis zur Mitte des Oberschenkels lang und hat Ärmel, die knapp über den Ellbogen gehen. Die Ärmel können auch mit Rüschen versehen sein.

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Schnürbrust: Die Schnürbrust ist kein „Korsett“ im Sinn des Wortes, sondern dient einerseits dazu, der Silhouette die gewünschte Form zu geben (Brüste nach oben, pralles Dekoltée, schmale Taille, Brust und Bauch optisch nicht abgetrennt), andererseits das Gewicht der Kleidung am Körper zu verteilen. Fehlt die Schnürbrust, kann die restliche Kleidung sehr unbequem werden. Allerdings hat die Schnürbrust keine einschnürende Funktion: sie soll gerade so fest geschnürt sein, dass sie nicht rutscht und man sich nicht beim Atmen, Gehen und Essen eingeschränkt fühlt. Es empfiehlt sich gerade bei diesem Kleidungsstück, etwas Arbeit in einen Test-Schnitt zu legen, denn jeder hat eine andere Figur und je besser die Schnürbrust passt, umso weniger stört sie einen. Das untere Ende der Schnürbrust (dort, wo die Zaddeln beginnen) liegt auf der untersten Rippe. Ist es darunter, ist die Schnürbrust unangenehm zu tragen und schneidet gerne ein.

Tipp: Für eine Versteifung mit vielen Stäbchen empfehle ich Rattan: billig, atmungsaktiv, passt sich dem Körper an, sehr historisch und lässt sich im Handwaschprogramm in der Waschmaschine waschen. Nicht tauglich für einzelne Stäbchen ohne „Nachbarn“.

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Hüftrolle: Jede Frau, die nicht aus den ärmsten Verhältnissen kommt, trägt eine Hüftrolle, auch Weiberspeck genannt. Dieses mit Wolle oder Holzwolle ausgestopfte Stoffkipferl liegt auf der Hüfte auf und macht die charakteristische Rokoko-Figur. Durch die breite Hüfte sieht auch die Taille wiederum schmäler aus.

Pockets: das RICHTIG Praktische an dieser Kleidung! Ein oder zwei Beutel am Strang, die um die Taille gebunden werden. Ein richtiges Raumwunder, vor Diebstahl gut geschützt unter den Röcken und man kann seine „Handtasche“ auch nicht mehr liegen lassen!

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Röcke: Wie viele Röcke man trägt, entscheidet vor allem das Wärmeempfinden. Rote Unterröcke und Strümpfe werden als besonders warm empfunden. Ein Rock besteht aus praktisch zwei Rechtecken (vorne unten in der Mitte etwas höher als hinten, um die Weite auszugleichen, die die Hüftrolle zusätzlich verlangt), die in der Taille in Falten gelegt werden. Der vordere Teil wird hinten, der hintere Teil vorne herum gebunden. Seitlich liegen nun Schlitze, durch die man zu den Pockets gelangt oder sich wie bei Hosentaschen wärmen kann.

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Strümpfe: Overknee-Strümpfe aus Wolle, Baumwolle oder Seide, genäht oder gestrickt. Sie können an den Knöcheln farbige Stickereien aufweisen.

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Die Strümpfe werden mit Strumpfbändern gehalten, die für alle Macharten zu empfehlen sind. Ohne sie rutschen die Strümpfe recht schnell nach unten. Strumpfbänder können vielfältig verziert sein, oft mit zärtlichen Liebesbekundungen oder Sprüchen.

Schuhe: Der klassische Schuh hat bi-konkave Absätze und eine Schuhschnalle oder ein Band.

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Stecker: Der Stecker ist ein kleines, oft aufwändig dekoriertes oder besticktes Stück verstärkten Stoffs, das man braucht, wenn man ein vorne offenes Kleid/Jäckchen trägt. Es wird mit Stecknadeln an der Schnürbrust befestigt (keine Sorge, man sticht sich nicht beim Tragen, wenn die Spitzen herausstehen), und zwar über den ganzen Bändern von Hüftrolle, Pockets und Unterrock, ist also direkt vor dem Kleid/Jäckchen an der Reihe.

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Caraco oder Jäckchen: Jäckchen gibt es in mannigfaltigen Schnitten: bis zu den Knien, bis zur Hüfte, eng anliegend, bademantelartig und weit, einfärbig, gemustert, gestreift, geblümt, kariert, vorne mit offenem V, geschlossen mit Knöpfen, Schleifen, Stecknadeln, mit aufwändiger Manschette oder schlicht, mit Rüschen, ohne Rüschen, … Eines ist den meisten gemeinsam: Die Ärmel reichen nur bis knapp unter den Ellbogen und die Dekoration ist üblicherweise aus dem gleichen Stoff oder einer Farbe, die im Stoff vorkommt. Materialien dafür sind Wolle, Baumwolle oder Seide.

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Kleid: Hier gilt ähnliches wie für den Caraco: Die Ärmel reichen nur bis knapp unter den Ellbogen und die Dekoration ist üblicherweise aus dem gleichen Stoff oder einer Farbe, die im Stoff vorkommt. Materialien dafür sind Wolle, Baumwolle oder Seide. Das Kleid ist eng anliegend und wird entweder vorne geschlossen oder am Stecker mit Stecknadeln in Position gehalten. Der Rücken kann entweder aus einem Stück und abgenäht sein (à l‘anglaise) oder aus einzelnen Schnittteilen bestehen. Die Trageweise mit den losen Falten (à la francaise) ist dem Ballkleid vorbehalten.

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Fichu oder Brusttuch: gesprochen „Fischü“. Ein dreieckiges Leinentuch von etwa 1m Länge, das bei den tiefen Ausschnitten die Züchtigkeit wahrt und Sonnenbrand und Kälte abhält.

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Armstulpen: Da die Ärmel nicht bis zum Handgelenk reichen, braucht es etwas Warmes für die Arme. Gestrickte oder genähte Armstulpen bieten sich hier an.

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Umhang: Ein schlichter Halbkreismantel aus Wolle mit Kapuze, der nicht bis zum Boden reicht. Der Damenumhang hat die charakteristische „Blume“ am Hinterkopf, die durch die Raffung des Ecks entsteht.

Arisaid: Das Pendant der Skotin zum Belted Plaid. Ein mindestens 2 x 1,50m großes Wolltuch wird in der Mitte gerafft und mit einem Gürtel umgebunden. Es kann als zusätzlicher Rock getragen werden, wenn man den oberen Teil umklappt, auch als Mantel mit oder ohne Kapuze.

Dreieckstuch: Gestrickte oder stoffliche Dreieckstücher empfehlen sich zusätzlich als Wärmespender. Große Tücher können herumgeschlungen und im Rücken verknotet werden.

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Die Low-Budget-Variante für ein Zierhäubchen kommt aus dem Second-Hand-Bereich und ist ein geklöppeltes oder fein gehäkeltes Spitzendeckchen von unter 20 cm Durchmesser, das man entweder lose oder mit einem durchgezogenen Band auf dem Hinterkopf befestigt.

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Hut: Die sogenannte Bergere, ein sehr niedriger Strohhut mit breiter Krempe. Sie wird mit Bändern, Spitzen, Rüschen, Stoffblumen und anderer Deko nach Wunsch aufgehübscht. Unten hinein kommt ein Band von Rand bis Rand, womit der Hut im Nacken gebunden wird. Es empfiehlt sich, zur Fixierung eine Hutnadel zu nehmen.

Low-Budget-Variante: Eine Bergere lässt sich sehr gut aus einem Platzset aus Stroh oder Palmblatt selbst herstellen, indem man es im nassen Zustand über ein passendes Gefäß stülpt und trocknen lässt.

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